Trendbeschleuniger Corona II: Digital Retail
Ist für Händler jetzt endgültig die Zeit gekommen, auf reine Onlineshops umzusteigen? Oder doch lieber das Digitale in den Store holen? Bernd Albl, Managing Director umdasch Digital Retail, berichtet im Interview über digitale Trends und welche Investitionen am POS aktuell und zukünftig Sinn machen.
Herr Albl, trauen sich die Konsumenten eigentlich noch Touchscreens zu berühren?
Digitale Touchpoints sind nach wie vor relevant – und werden es auch bleiben. Aktuell geht der Trend in Richtung „kontaktlos“, etwa durch sprach- und gestengesteuerte Anwendungen. Diese Entwicklungen sind zwar spannend, aber nicht unbedingt relevant für das skalierbare Tagesgeschäft. Viel interessanter ist es meiner Meinung nach, wenn der Kunde sein Smartphone nutzt und durch eine App die digitalen Touchpoints ansteuert. Dies bringt durch eine noch zielgenauere Kundenansprache zusätzliche Mehrwerte – sowohl für den Konsumenten, als auch den Händler.
Gibt es noch investitionsfreudige Händler?
Die Investitionsbereitschaft ist gegeben, wenngleich sich die Prioritäten verschoben haben. Technologische Lösungen zur Prozessoptimierung sind zurzeit sehr begehrt. Brandheiß ist etwa das Thema der Mehrwertsteuersenkung zur Unterstützung der Händler. Mit Electronic Shelf Labeling (ESL) ist die rasche Reaktion auf neue Preise per Knopfdruck filialweit ausführbar. Für Kunden wie DÄNISCHES BETTENLAGER, deren Filialen wir seit eineinhalb Jahren auf ESL umrüsten, ist dies binnen weniger Sekunden erledigt.
Daneben setzen die Retailer auf digitale Investments, die dem Zeitgeist entsprechen, wie etwa das Kundenstrommanagement.
Warum sollte man genau jetzt auf digitales Kundenstrom-
management setzen?
Tatsächlich sind diese Lösungen nachhaltig einsetzbar. Mit dem Customer Tracking ist einerseits das Generieren wertvoller Daten möglich – und zwar DSVGO-konform. Ein genauer Überblick der Besucherzahlen ist aktuell sehr wichtig und ein guter Grund, mit einer Einsteiger-Lösung auf diesen Zug aufzuspringen. Ergänzend können Daten zur Demographie der Kunden, Alter oder Geschlecht auch der fokussierten Nutzung von Instore-Technologien dienen: beispielsweise, indem Digital Signage-Inhalte basierend auf die jeweilige Zielgruppe im Store ausgespielt werden.
Gibt es noch weitere Schwerpunkte, die Händler im Moment setzen?
Sehr gefragt sind derzeit Digital Signage-Lösungen, die Flexibilität in der Kommunikation bringen – und zwar überall dort, wo Inhalte rasch adaptierbar sein müssen. Mit unseren Content Creation-Experten von umdasch Seen Media haben wir hier durch den Kauf dieses Unternehmens im vergangenen Jahr den richtigen Weg eingeschlagen. Ganzheitliche Digital-Konzepte stehen hoch im Kurs. Durch die enge Verknüpfung der umdasch-Profis aus den Bereichen Retail Architektur, Ladenbau und Digital Solutions werden bereits in der Planungsphase alle Gewerke als „One-Stop-Shop“ konzipiert. So entwickeln wir mit unseren Retail-Kunden einheitliche und lückenlose Customer Experience am Point-of-Sale.
Stichwort Customer Experience - Was möchten die Menschen am POS jetzt eigentlich erleben?
Nach monatelangem Hausarrest haben wir nun alle Sehnsucht nach Erlebnissen am POS. Viele von uns haben gelernt, dass die Bedarfsdeckung auch von zuhause aus per Knopfdruck funktioniert; Wenn wir hinausgehen und stationär shoppen, haben wir jedoch einen anderen Anspruch – nach Customer Experience eben.
Wie man dieses Bedürfnis vielseitig erfüllen kann, beweisen unsere jüngsten Projekte. Das legero Shoemakers Outlet in Graz (Österreich) macht zum Beispiel durch Lift-and-learn Technologie die Produkte spielerisch erleb- und erlernbar; künstlerisch angeordnete Screens unterstützen die trendige Atmosphäre des Ladens mit zielgenauen, dynamisch gestalteten Inhalten.
Ganz in der Nähe befindet sich der neue Hausgeräte Store der bekannten Marke Bosch, für den wir zusätzlich zum Ladenbau ein ganzheitliches Content-Konzept zur Bespielung der digitalen Lösungen kreiert haben. Solche Erlebnisse, die individuell auf die jeweiligen Markenbotschaften abgestimmt sind, tragen zum Wohlfühl- und Kaufanreiz definitiv bei. Heute heißt es allerdings auch, in den Stores das Gefühl von Sicherheit zu vermitteln und erlebbar zu machen. Dies gilt es zurzeit bei allen Konzepten zu berücksichtigen, etwa durch Hygienelösungen wie sie umdasch bereits bietet und zeitgemäßen Info-Content auf den Digital Signage Anwendungen. Und zu guter Letzt sind die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit – auch in Zusammenhang mit Digital Retail-Lösungen - nach wie vor bei den Händlern von großer Bedeutung.
Welche Rolle das Thema Nachhaltigkeit im Retail spielt und was man als Händler aktuell unternehmen kann, lesen Sie demnächst im dritten Teil unserer Infoserie Trendbeschleuniger Corona!
In unserer Reihe „Trendbeschleuniger Corona“ zeigen wir Ihnen, welche Einflüsse die Entwicklungen der vergangenen Monate langfristig auf verschiedenste Aspekte des Retails haben. Letzte Woche sprach Silvio Kirchmair, CEO umdasch The Store Makers, über die Neue Normalität.